Heute mal ein kurzer Sport-Beitrag: Der SC Freiburg hat Einspruch gegen die Wertung des mit 1:4 gegen den FC Bayern München verlorenen Bundesligaspiels eingelegt. Nach Wechselfehler des FC Bayern: Freiburg legt Einspruch ein – Sport – SZ.de (sueddeutsche.de) Grund dafür ist ein Wechselfehler der Münchener, die verbotenerweise kurzzeitig mit 12 Spielern auf dem Platz standen. Dieser Einspruch ist wohl das gute Recht der Freiburger, jedoch – und das ist vorab festzuhalten – hatte der Wechselfehler keinerlei Einfluss auf das Ergebnis. Sollte man in einer solchen Situation formalen Einspruch einlegen, im Wissen, sportlich eindeutig unterlegen gewesen zu sein? Sollte man Einspruch einlegen, um sich – trotz dieser sportlichen Unterlegenheit – einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Mannschaften im Rennen um die lukrativsten Tabellenplätze zu verschaffen? Und sollte man dieses eigennützige Vorgehen mit dem vorgeblich hehren Ziel verknüpfen, man wolle ja nur künftigen vergleichbaren Situationen vorbauen?
Ich denke nein (außer der Wechselfehler durch den FC Bayern diente vorsätzlich dazu, mit 12 Spielern auf dem Platz zu stehen). Eine solche Vorgehensweise widerspricht dem, was man allgemein Sportsgeist nennt, Fairness und es widerspricht auch einem moralischen Verständnis dessen, wie Wettbewerb funktionieren kann, sofern dieser regelgeleitet ablaufen soll – und sofern man sich diesem System „Fußball“ unterwerfen will. Die Gebaren des nationalen und internationalen Fußballs mit dem Geflecht aus wirtschaftlichen Interessen, halbseidenen Spielervermittlern, obszön hohen Gehältern oder korrupten Sportfunktionären soll hier gar nicht weiter vertieft werden. Das kranke System befeuert sich selbst und wird nach wie vor von der Politik hofiert – getreu dem Motto „Brot und Spiele“.
Der Freiburger Cheftrainer Christian Streich tritt immer wieder mit mal mehr, mal weniger nachvollziehbar geäußerter Kritik an seiner Branche auf und fordert moralische Prinzipien ein. Gleichzeitig scheint er dabei zu verkennen, dass er freiwillig in dieser Branche der Ausschnittsbegabungen arbeitet (niemand wir gezwungen, sich dem System „Fußball“ zu unterwerfen), gleichzeitig dafür ein für viele Menschen unfassbar hohes Gehalt bezieht.
Merke jedoch: Moralisch verkommene Branche bleibt moralisch verkommene Branche. Und da hilft es auch nichts, wenn sich Freiburg immer wieder als gallisches Dorf inszeniert, das (vermeintlich) den sog. Marktgesetzen des nationalen und internationalen Fußballs trotzt. Und es hilft auch nichts, wenn sich die Bundesliga wechselseitig einen kauzigen Trainer „hält“, der immer wieder mit seinen unverständlichen, pseudo-philosophischen Einlassungen zum System (von dem er selbst in hohem Maße profitiert) die einen wahlweise langweilt, die anderen amüsiert oder aufregt. Denn, wie man seit gestern und dem bloß formalen Einspruch gegen eine sportliche Niederlage aus Eigennutzen weiß: diese Einlassungen sind zudem pseudo-moralisch. Das Feigenblatt in der Argumentation, man wolle (nur) Klarheit auch für künftige solcher Situationen, ist wohl bloß der verlogene Rechtfertigungsversuch (auch vor sich selbst).